Pantata und Ferrata

Ich habe es vor dreißig Jahren am Dachstein entdeckt. Österreichische Bergler in so lustig sitzenden Hosen klippten einen Karabiner an ein Stahlseil, sagten so etwas wie "Na gem'ma", also "Auf geht's", und - Achtung, Achtung - im Nu waren sie oben im Nebel verschwunden. "Das wird nichts für uns", dachte ich damals. Wird ein tschechischer Herr jemals freiwillig seinen Bauch an die Ketten legen und riskieren, einen Stahlseilsplitter in den Nabel zu bekommen?

Oh, wie falsch ich lag! 

Sogar die tschechische Nation kommt auf den Geschmack dieser seltsamen Mischung aus Bergsteigen, Seilgehen und Masochismus, bei der sich sowohl der sehnige Sportler als auch der sitzende Herr mit einem einzigen Klick eines Karabiners in Spiderman oder Spiderman XXL verwandeln. 

Und ich sage Ihnen auch, warum! Weil wir in der Tschechischen Republik wieder alles vermasselt haben. Die Österreicher klettern von unten nach oben und schnappen nach Luft, während wir, die wir keine Alpen haben, eher wie làzo plážo, horizontal, klettern. Wie in der Horizontalen...        

Der älteste österreichische Klettersteig am Hohen Dachstein ist bereits hundertvierzig Jahre alt, der tschechische im Isergebirgstal bei Semily erst zehn. 

Aber es war ein Jahrzehnt der Klettersteig-Explosion. 

Allein in Südböhmen gibt es die Havranka auf der Havraní skala in Český Krumlov, einen Trainingsklettersteig in Tábor und eine recht anspruchsvolle Route auf der Zářeč-Seite der Lužnice unterhalb von Bechyně. Aber ich möchte Sie zu zwei Superrouten auf den Karvanice-Felsen unterhalb von Hluboka und einer dritten Route zwei Kurven die Moldau hinauf auf der Poněšice-Seite des Flusses einladen.  

Ich hatte die Ehre, dabei zu sein, als die Hluboka-Enthusiasten aus dem Rathaus und Sokol die Routen eröffneten. Die Prager haben ihre U-Bahn-Strecken A, B, C, die Hlubočtí haben ihre Klettersteige. Zuerst war da die A, die etwa hundertfünfzig Meter lang ist, eigentlich schön über dem Wasser verläuft und heute, mit Verlaub, eher als Kinderstrecke gilt. Laut österreichischer Beschilderung hat sie den Schwierigkeitsgrad "B" und ist damit für Anfänger, Damen und sogar Familien mit größeren Kindern geeignet. Natürlich mit der entsprechenden Ausrüstung. 

Und weil sie in den Spitzenmonaten dem Kletterdruck nicht mehr gewachsen war, kam die "B"-Route, die längste in unserem Land. Sie ist vierhundert Meter lang, das ist ein sportliches Oval, sie steigt bis zu acht Meter über die Oberfläche und hat die Schwierigkeitsgrade C/D, also schwierig bis sehr schwierig. Man sollte also mit einer gewissen Demut an die Sache herangehen, es gibt ein paar Stellen, an denen man garantiert hoch kommt. Ich habe schon einige Leute gesehen, die ihre Kräfte überschätzt haben und vom ersten schwierigeren Überhang zurückgekommen sind, und es ist nicht gerade das Beste, gegen die Menge am Seil zu klettern...

Die jüngste Schwester - die C - befindet sich etwa neunhundert Meter flussaufwärts am rechten Ufer. Man kann sie auf dem Wasserweg oder über die Straße von Hluboká nach Poněšice erreichen. In der Nähe befindet sich ein kleiner Parkplatz, weshalb die Route "C" dank ihres geringen Schwierigkeitsgrades und der guten Zugänglichkeit auch für Familien mit größeren Kindern geeignet ist. 

Insgesamt kann man in der felsigen Schlucht der Moldau unterhalb von Hluboká unglaubliche 720 Meter klettern!

Und der Bekanntheitsgrad des Klettersteigs Hluboká wächst unter den Kletterern. Ich freue mich immer, wenn ich auf dem Radweg an einem überfüllten Ständer mit Kletterrädern vorbeikomme und eine weitere Gruppe mit Sätteln und Helmen vom Parkplatz in Purkarec kommt. Denn für eine vernünftige Begehung der tiefen Klettersteige braucht man trotz der hohen Sicherheit, die durch die weiche Decke der Moldau noch verstärkt wird, lediglich eine Klettersteig-Grundausrüstung, d.h. zumindest einen Gurt mit Karabinern, Handschuhe und einen leichten Helm. Ohne diese Ausrüstung und festes Schuhwerk kann man zumindest die Route B nicht gehen! Der nächstgelegene Ausrüstungsverleih, der auch für sommerliche Strapazen gerüstet ist, befindet sich im Sport- und Erholungskomplex in Hluboká nad Vltavou in der Nähe des Baseballplatzes und kostet drei- bis vierhundert Euro für einen ganzen Tag. 

Die Routen A und B sind am besten von Hluboká oder Purkarce aus über den EuroVelo Vltavská-Radweg Nr. 7 oder zu Fuß über den roten Weg zu erreichen, an dem sich eine Anlegestelle befindet, die einen einfachen Zugang vom Wasser aus ermöglicht. Vom Ausrüstungsverleih in Hluboká sind es etwas mehr als acht Kilometer einfache Asphaltstraße, in der anderen Richtung vom letzten Parkplatz in Purkarec sind es etwa vier Kilometer, die durch die Ruine der Karlsburg verschönert werden. Die Route C liegt am rechten Ufer an der Straße von Hluboká nach Poněšice und bietet in Kombination mit ihren älteren Schwestern eine ideale Dreierkombination für einen ganzen Tag: Sie radeln von Hluboká zu den Routen A und B, dann nach Karlova hrádek, nach Purkarka zum Schnitzelessen und zur Fähre ans andere Ufer, und radeln flussaufwärts durch die romantische Schlucht zur Route C und zurück nach Hluboká. Sie radeln durch das schöne Tal, steigen drei große Klettersteige hinab und lassen sich die Moldau hinuntertreiben. Und das alles in nur ein paar Stunden. Das kann nur Hluboká...

Instagram: @hlubokanadvltavou

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